Fuldaer Integrations-Stiftung mit Arche Noah Reisegruppe in Schweden
…eine Reise zieht Kreise und bildet !
Jobshadowing in Schweden – gefördert von ERASMUS+
„Teilhabe an Mobilität in Europa und interkultureller Bildung für erwachsene Menschen mit mentaler Behinderung“, lautet der offizielle Titel des Bildungsseminares im Antrag an die EU (Erasmus+) auf Zuschuss für ein Bildungsprogramm in Schweden.
Die Fuldaer Integrationsstiftung führte sehr erfolgreich, ein erstes interkulturelles Bildungsseminar für die Arche Noah Reisegruppe aus Bimbach, vom 3. bis 10. November 2018 in Uppsala/Schweden, durch.
Jobshadowing = Hospitation bei Kooperationspartner, Teater Blanca – Uppsala Kommun und in weiteren Tagesaktivitäten für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung standen auf dem Programm.
Das Programm umfasst u.a. folgende Programmpunkte:
- Theaterarbeit mit Hospitation bei den Proben und Besuch der Aufführung
- Besuch von Freizeiteinrichtungen
- Besuch einer Radiostation und einer Zeitungsredaktion
- Sichtung von Wohnangeboten für erwachsene Menschen mit mentaler Beeinträchtigung
- Fachgespräche mit der Abteilungsleitung der Behindertenhilfe der Kommune Uppsala für Wohnangebote und Tagesaktivitäten uvm.
Es war eine sehr erlebnisreiche und informative Bildungsreise für die Arche Noah Reisegruppe.
REISENOTZIEN
„Reisenotizen“ so heißt die umfangreiche Broschüre, in der einzelne Erfahrungsberichte und Kommentare der Reisegruppenmitglieder zu lesen sind. Zu bestellen ist sie gegen eine Schutzgebühr von 4,– € (Unkostenbeitrag) oder eine Spende für unsere Arbeit unter: info@fis-fulda.de oder über unser Kontaktformular
Lernen ein Leben lang
Textbeitrag einer Reiseteilnehmerin aus der Broschüre der FIS „Reisenotizen – Jobshadowing in Schweden für erwachsene Menschen mit mentaler Beeinträchtigung und gesetzliche Betreuungen“.
Auch erwachsene Menschen mit mentaler Einschränkung haben ein Recht auf lebenslanges Lernen in Arbeits- und Freizeitangeboten, die entsprechend ihren Möglichkeiten ihre Persönlichkeit und ihre Fähigkeiten weiterentwickeln und fördern. Die Teilnahme am lebenslangen Lernen wird in Schweden sowohl am Arbeitsplatz als auch im Freizeitbereich durch vielfältige Bildungsangebote, besonders in kulturellen Bereichen gefördert.
Bei uns sind Freizeitangebote für Erwachsene mit mentaler Einschränkung mit Ausnahme von sportlichen Aktivitäten vorrangig konsumorientiert. Die Teilnahme am lebenslangen Lernen führt Menschen mit Beeinträchtigung über ihre alltäglichen Begrenzungen hinaus und öffnet ihnen neue Räume, in denen sie ihr Selbstwertgefühl stärken und sich ganzheitlich weiterentwickeln können. Nur so kann Teilhabe und Eingliederung in das gesellschaftliche Leben ermöglicht werden. In Uppsala konnten wir erfahren, dass hier die Erwachsenenbildung in den Arbeitsbereichen und auch in Freizeitangeboten durch die Kommune gut gefördert wird. Im Arbeitsbereich gibt es in Deutschland noch immer vorrangig die Großeinrichtungen der Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM’s) und der stationären Wohnform.
In Schweden wurden diese bereits Mitte der 80iger Jahres abgeschafft, um die Inklusion voranzutreiben. Die Kommune ist für die Zuweisung von Beschäftigungsprogrammen, Arbeitsstellen und Wohnraum zuständig, für jede Einzelperson wird der passende Unterstützungsbedarf gesucht. Da hier alles durch die Kommune geregelt wird, ist die Behindertenhilfe in Schweden unbürokratischer, offener und weniger gesplittet als in Deutschland.
Menschen mit Hilfebedarf führen ein Leben in Mitten der Gesellschaft. Sie arbeiten meistens in Kleingruppen unterstützt durch persönliche Assistenz in vielen öffentlichen Bereichen wie z.B. in Hotels, Krankenhäusern, Geschäften, bei der Polizei oder anderen Behörden. Sie haben die Möglichkeit ihren Arbeitsplatz im Hinblick auf Arbeitszeit und auch Arbeitsangebot in Absprache mit Ihren Assistenten flexibel zu gestalten. Arbeitsbereiche und tagesstrukturierende Maßnahmen beziehen sich in besonderer Weise auch auf kulturelle Angebote wie Theater, Kunst, Musik, Radiosendungen, Zeitung und auch Umweltpädagogik.
So war es für uns Teilnehmer sehr überraschend, dass z.B die Arbeit im „Teater Blanca“-Uppsala Kommun oder bei Radiosender „Fyris“ gleichzusetzen ist mit Tätigkeit in den Arbeitsbereichen der WfbM’s. Für unsere Arche Noah Reisegruppe wird die beeindruckende Aufführung des Stückes „En midsommarnattsdröm“ von Teater Blanca ein unvergessliches Erlebnis bleiben. Die gesamte Reise hat uns wichtige Impulse gegeben, es war für uns Betreuende ersichtlich, dass die von uns zu begleitenden Teilnehmer in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt wurden, dass sie sich ernst genommen und als Erwachsene anerkannt fühlten.